Social Media - Die Scheinwelt der Bilder

Fenja Dräger

Die sozialen Medien - Schein vs. Sein

Der Content in sozialen Medien basiert zu einem erheblichen Teil auf perfekter Präsentation und Inszenierung. Nutzer:innen neigen dazu, nur die schönen Erlebnisse ihres Lebens zu teilen, während sie unglückliche und traurige Momente eher für sich behalten. In den sozialen Medien ist es kinderleicht, eine scheinbar makellose Version seines Leben darzustellen und schwierige Lebenssituationen einfach herauszufiltern. So kann es für Außenstehende wirken, als hätten Creator:innen ein perfektes Leben ohne Sorgen. Außerdem führt die stark visuelle Orientierung von Social Media dazu, dass dem äußerlichen Erscheinungsbild von Menschen viel Bedeutung beigemessen wird. Hier gilt das gleiche Prinzip: Personen teilen lieber Fotos von sich, die sie selbst schön finden und auf denen sie sich gefallen. Dafür greifen viele auch gerne zu Bildbearbeitungsapps, zum Beispiel um Hautunreinheiten zu retuschieren, oder sogar um Gesichtszüge und Körpermerkmale zu verändern. Bei einer YouGov-Online-Befragung, die im Auftrag des AOK-Bundesverbandes stattfand, wurden 14- bis 30-Jährige zu diesem Thema befragt. 97 Prozent der Befragten gaben an, ihre Fotos zu bearbeiten, bevor sie sie hochladen, wobei ein Drittel sogar Beauty-Filter benutzt.

All das kann vor allem für junge Menschen zu einem Problem werden, da sie besonders anfällig dafür sind, sich mit Anderen zu vergleichen, und gleichzeitig die Hauptzielgruppe der meisten Creator:innen darstellen. Knapp die Hälfte der 18- bis 19-Jährigen, die an der Befragung teilnahmen, gaben außerdem an, dass Social-Media-Inhalte Neid auslösen und sie unter Druck setzen. Dabei sind sie sich vermutlich oft nicht bewusst, dass sie es mit einer idealisierten Version von jemandem zu tun haben – die Person existiert in dieser Form also häufig selbst nicht.

Der ständige Vergleich mit vermeintlich glücklicheren und schöneren Personen in den sozialen Medien kann mitunter zu ernsthaften seelischen Problemen führen. Es gibt einige Studien und Arbeiten, die Hinweise darauf liefern, dass Social Media das Körperbild sowie das Risiko von Essstörungen negativ beeinflusst.

Eine Übersichtsarbeit von Alexandra Dane und Komal Bhatia wurde 2023 in PLOS Global Public Health veröffentlicht und untersucht systematisch bereits vorhandene Literatur zur Beziehung zwischen Social-Media-Nutzung, Körperbild und Esstörungen bei 10- bis 24-Jährigen. Die Ergebnisse von 50 Studien aus 17 Ländern liefern Hinweise darauf, dass der soziale Vergleich sowie die Internalisierung von Körperidealen, wie Schlankheit und Fitness, negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden der jungen Menschen haben. Das kann zu Selbstobjektivierung, einem verzerrten Körperbild bis hin zu Esstörungen und einer ungesunden Psyche führen.

 

Scheinwelt der Bilder - Die Rolle künstlicher Intelligenz

Dank generativer Künstlicher Intelligenz war es noch nie so einfach, völlig realistische Fake-Bilder zu erstellen. Mit wenigen Klicks lassen sich täuschend echte, aber komplett künstlich erstellte Bilder erschaffen. Diese Entwicklung bringt zwar beispielsweise in der Kunst neue faszinierende Möglichkeiten mit sich, allerdings birgt sie auch Gefahren und Herausforderungen.


KI-gernerierte Inhalte können gezielt zur Desinformation genutzt werden, um Meinungen oder politische Debatten zu beeinflussen. Fälschungen sind häufig so schwer von echten Fotos zu unterscheiden, dass man sie oft erst auf den dritten Blick erkennt. In der schnelllebigen Welt der sozialen Medien fällt diese Täuschung einigen Menschen überhaupt nicht auf.


 Ein völlig neues Phänomen ist das Ganze allerdings nicht. Auch früher konnten Bilder mit bestimmten Programmen gefälscht werden und dabei völlig realistisch wirken. Jedoch braucht man mittlerweile keine Expertise in Photoshop und Co., um solche Inhalte zu erstellen.

 

Zwischen Realität und Inszenierung

Trügerische Inhalte haben ein gefährlich großes Potenzial, die politische Meinungsbildung von Menschen zu beeinflussen. Darüber hinaus eröffnen die sozialen Medien neue Möglichkeiten zur Selbstinszenierung und -idealisierung. Besonders junge Menschen leiden unter dem Druck, so „perfekt“ sein zu wollen, wie ihre Vorbilder im Internet.


 Wir leben in einer Welt, in der es immer schwieriger wird, Realität von Inszenierung zu unterscheiden. Wir müssen also ein starkes Bewusstsein für die leichte Fälschbarkeit von Inhalten entwickeln, und uns gleichzeitig die Auswirkungen sozialer Medien auf unser Selbstbild vor Augen führen.

 

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