Elias hat Medienwissenschaften an der Universität Tübingen studiert und leitet seit 2021 als Festivalleiter das studentische Kurzfilmfestival Tübinale. Außerhalb der Universität arbeitet er als Autor, Moderator sowie Künstler und ist Leiter des Kulturanbieters “Dichterwettstreit-deluxe”, einem Eventorganisator und Verlag. Mehr unter www.elias-raatz.de bzw. auf Instagram @eliasraatz.

Wie nimmst du persönlich die Relevanz des diesjährigen Themas “Macht der Bilder” wahr?
Ohne Frage haben Bilder eine gewisse Macht – zum Beispiel als Zeitzeugnis, ob als privates Familienfoto oder als historisches Dokument, welches die „Wahrheit“ eines Moments abbildet. Wie viele Bilder sind schließlich zu ikonischen Symbolen eines Moments geworden? Eines Moments des Triumphs, des Scheiterns, der Hoffnung oder der Hoffnungslosigkeit. Die Macht der Bilder wächst immer weiter, gerade in einer sich stetig weiter spaltenden Gesellschaft, wo jede*r das passende Bild sucht, welches in seine eigene Realität hineinpasst. Von der „Wahrheit“ eines Moments kann man aber nur noch schwer sprechen, seit die KI immer echter wirkende Bilder im Sekundentakt produziert. Was ist noch echt? Welchem Bild kann ich noch vertrauen? Und welche Macht haben Bilder in Zukunft? Alles spannende Fragen, die in den nächsten Jahren immer relevanter werden.
Wie bist du dazu gekommen die Leitung der Lehrredaktion zur Planung des Kurzfilmfestivals Tübinale zu übernehmen?
Nachdem ich unter der Leitung von Dr. Lukas Wilde als Studierender die Tübinale 2019/2020 selbst mit organisierte, wurde ich anschließend von Herrn Wilde und dem damaligen Schirmherr der Tübinale, Prof. Dr. Klaus Sachs-Hombach, gefragt, ob ich mir ein intensiveres Engagement beim Kurzfilmfestival vorstellen könnte. Ich war natürlich sofort Feuer und Flamme, durfte dann zwei Jahre lang als stellvertretende Festivalleitung neben Herr Wilde arbeiten, um mittlerweile seit 2023 das Festival alleinverantwortlich zu betreuen. Bis zu seinem Ruhestand im März 2025 war ich auch neben der Tübinale v.a. als Lektor beim Lehrstuhl von Prof. Sachs-Hombach angestellt und kann mich nur für viele tolle, vertrauensvolle und freundschaftliche Jahre bedanken.
Was ist für dich das größte Highlight an der Lehrredaktion zur Planung der Tübinale?
Wir organisieren die Tübinale als Team mit Studierenden, die ich zwar anleite, die jedoch auch dazu angehalten sind, ganz eigene Ideen zu entwickeln und ihren Kopf durchzusetzen. So passiert jedes Jahr etwas Neues bei der Orga des Festivals und ich freue mich immer wieder, die Ergebnisse kreativer Arbeit zu bestaunen.
Daran anschließend: Was ist für dich persönlich die größte Herausforderung bei der Planung des Kurzfilmfestivals?
Als größte Herausforderung empfinde ich es, den Überblick zu behalten. Bei einem solchen Festival gibt es natürlich unterschiedliche Bereiche: von Location und Catering über das inhaltliche Konzept und die Planung des Livestreams bis hin zu Bewerbung, Aftershowparty, Webseite und Social Media. Da kann ich nicht immer überall den Überblick behalten und vertraue auf die Studierenden im Orga-Team. Gleichzeitig kommunizieren die Studis (trotz allgemein herausragender Arbeit) ihre Probleme leider meistens sehr spät, weshalb es oft zum Ende raus ein wenig stressig wird.
Wie ist es für dich, jedes Jahr mit anderen Studierenden zu arbeiten und dabei immer wieder aufs Neue bei null anzufangen?
Wir fangen ja nicht ganz bei null an, sondern können immer auf den Erkenntnissen der früheren Jahren aufbauen. Trotzdem musste ich mir eingestehen, dass die Tübinale wegen des jährlichen Neuanfangs nicht stetig wachsen und sich auch nicht ständig verbessern kann. Wir versuchen also einfach, jedes Jahr ein geiles Festival auf die Beine zu stellen, im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Wie bist du dazu gekommen deine eigenen Live-Events auf die Beine zu stellen?
Ich bin 2012 das erste Mal bei einem Poetry Slam als Künstler auf der Bühne gestanden und wollte sie seitdem nicht mehr verlassen. 2016 habe ich dann angefangen, eigene Events zu organisieren, anfangs in kleinem Rahmen. Mittlerweile leite ich den von mir gegründeten Kulturanbieter „Dichterwettstreit deluxe“, der nicht nur Liveevents in ganz Deutschland organisiert, sondern gleichzeitig als Indie-Verlag regelmäßig neue Poetry-Bücher publiziert.
War das schon immer deine Vision oder gab es auch andere Optionen für deinen Berufswahl?
Haha, es hätte tausende Optionen gegeben. Moderieren wollte ich aber schon immer, anfangs fürs Radio. Jetzt ist es halt die Bühne geworden.

Hast du einen Leitspruch oder ein persönliches Credo bei der Umsetzung deiner Projekte?
Ja: „Ich tue, was ich liebe, und arbeite, weil es Freude bereitet.“ Ich versuche schon mein ganzes Leben, meiner Leidenschaft zu folgen und meine Zeit in Projekte zu stecken, die mich erfüllen. Das hat bisher auch ganz gut geklappt, aber ich muss mit meinen 27 Jahren aktuell auch noch keine Familie ernähren oder so…
Was bereitet dir die größte Freude in deinem Job?
Ich liebe es, Kultur zu kreieren und mit meiner Arbeit Menschen eine unterhaltsame Alternative zum teils tristen Alltag zu bereiten.
Was sind die größten Herausforderungen denen du als selbstständiger Medienschaffender begegnest?
Es ist immer die Buchhaltung und Steuer, das ist verdammt zäh und man muss sich erstmal reinarbeiten.
Hast du Tipps für Studierende, die sich selbst auch später im Bereich Live-Events und Moderation selbstständig machen möchten?
Da gibt’s einen kleinen Unterschied: wenn jemand allgemein ins Eventmanagement will, also in den Orga-Zweig, nicht auf die Bühne, dann muss man einfach Praktika machen und Erfahrungen sammeln. Da schafft man es mit viel Organisationstalent und einer sehr strukturierten Arbeitsweise zu einem wertvollen Mitglied in jedem Eventteam. Will man aber auf die Bühne, dann gilt erstmal: herzlichen Glückwunsch, auf irgendeine Art und Weise bist du genauso verrückt wie alle anderen, die gern auf Bühnen stehen. Will man auf die Bühne, braucht man dafür Leidenschaft, denn der Weg ist lang und nervig. Man muss viel machen, immer wieder moderieren, immer wieder, immer wieder, auch ohne Bezahlung, um irgendwann wirklich sicher und gut auftreten zu können. Und selbst dann sind die Jobaussichten rar. Darum habe ich den Umweg gewählt, mache auch Eventorganisation und schaffe mir meine Bühne einfach selbst – bisschen cheating ist okay.
Zum Abschluss: Was würdest du deinem früheren Ich in Bezug auf deine beruflichen Entscheidungen gerne sagen? Was hast du durch deine Erfahrungen gelernt?
Immer cool bleiben, Rückschläge gehören dazu, auch wenn sie teilweise hart sind. Einfach weiter der eigenen Leidenschaft nachgehen, sie bringt einen oftmals ans richtige Ziel im Leben.
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