Ein Beitrag von Laura Walter
Kostüme, aufwendige Kulissen, Drehs an verschiedensten Orten auf der ganzen Welt - Filmproduktionen verbrauchen große Mengen an Ressourcen und stoßen täglich Tonnen von CO2 aus. Die Umweltbilanz der Filmindustrie wird aber im Vergleich zu anderen Branchen im Nachhaltigkeitsdiskurs meist unterschätzt. In diesem Beitrag zeige ich, wie sich die deutsche Filmindustrie dem Thema stellt – mit Fokus auf aktuellen Initiativen, Herausforderungen und Chancen für mehr ökologische Verantwortung und das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen.

❌Was läuft schief:
Die Filmproduktion ist in vielerlei Hinsicht eine Belastung für die Umwelt:
- nicht recyclebare Materialien
- übermäßiger Energieverbrauch am Set
- Überproduktion von Kleidung und Requisiten
- Lange Transportwege für Teams und Technik
Hinzu kommt: ein, als klimaneutral beworbener Film bedeutet nicht automatisch, dass er umweltfreundlich produziert wurde. Viele Produktionen kompensieren ihre CO2-Emissionen, indem sie Ausgleichzahlungen an Umweltprojekte leisten. Dies ist keine Garantie dafür, dass die Produktion sich auch darum bemüht umweltfreundlich zu werden.
Bei dem Hollywood-Film „The Day After Tomorrow“ beispielsweise wurden ca. 10.000 Tonnen CO2, welche anschließend mit einer Zahlung von 200.000 US-Doller kompensiert wurden. Dieser Film war 2004 der erste, dessen Emissionen vollständig ausgeglichen wurden. Dennoch muss das Umdenken heute schon viel früher anfangen. Es gib viele Kriterien die für eine umweltfreundliche Produktion schon während dem Produktionsprozess beachtet werden können.
🌿Green Motion: Deutschlands Label für grüne Produktionen
2022 entwickelte der Arbeitskreis „Green Shooting“ zusammen mit der Initiative Changemakers.film einen Kriterienkatalog für audiovisuelle Produktionen in Deutschland: 22 ökologische Standards für Film- und Fernsehproduktionen. Seit 2024 gilt, wer 19 der 22 Standards erreichen kann, wird mit dem Label „Green Motion“ ausgezeichnet. Diese ökologischen Standards sind mittlerweile auch Voraussetzungen für Filmförderungen auf Bund- und Länderebene. Die Produktionen müssen sich demnach mit ökologisch nachhaltigen Konzepten auseinanderzusetzen. Das große Ziel: so viele Emissionen einsparen wie möglich!
Standards für das Label "Green Motion"
🔍Wo die Emissionen entstehen und wie man sie reduzieren kann:
Es lassen sich fünf Kernbereiche bei der Produktion eines Films herausstellen, die am stärksten zu einem hohen CO2 Fußabdruck beitragen:
(1) Produktionsmaterial (z.B. Requisiten, Kostüme, Technik)
(2) Studiogebäude und Einrichtungen
(3) Produktionsplanung (z.B. Drehpläne, Reisen, Logistik)
(4) Standortwahl
(5) Energie- und Wassernutzung
Um Emissionen zu reduzieren sollte also an diesen Bereichen angesetzt werden.
📽️Nachhaltigkeit entlang der Produktionsphasen
Vorproduktion:
Die Vorproduktion umfasst alle Handlungen, die den Dreharbeiten vorausgehen, also dem Drehbuch schreiben, der Produktionsplanung, den technischen Entscheidungen oder dem Casting. Da das Konzept des Green Shooting noch relativ neu ist, steht hier vor allem die Schulung aller Beteiligten für die Zukunft im Vordergrund. Hierfür können Ökoberater*innen hinzugezogen werden, die die Produktion begleiten, die Crew schulen und die Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit im Blick behalten. Auch die Verwendung eines CO2 Rechners kann hilfreich sein, um den CO2 Fußabdruck des Projekts immer im Blick zu behalten. Um papierbasierte Skripte zu vermeiden, sollen digitale Dokumente stärker eingebunden werden, die kollektiv über eine Cloud genutzt werden können. Falls die Verwendung von Papier unvermeidbar ist, kann auch hier auf ökologisch nachhaltige Alternativen zurückgegriffen werden.
Auch bei der Wahl des Drehortes gilt es die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt und die Landschaft zu berücksichtigen. Die Entfernung und Anzahl der Drehorte spielt eine wichtige Rolle, Mobilität und Transport ist ein großer Bereich, der in der Filmindustrie zu optimieren gilt. Hier kann auf Elektromobilität gesetzt werden oder die Crewmitglieder können öffentliche Verkehrsmittel an den Drehorten nutzen.

Produktion:
Die Produktionsphase bezieht sich auf die Aufnahmezeit, also die Drehtage. Hierbei ist im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit relevant, die Szenen möglichst eng aufeinander zu legen. Bei der Verwendung von Ausrüstung aber auch in Bezug auf weitere Aspekte sollte möglichst mit lokalen Ressourcen gearbeitet werden. Eines der aufwendigsten Produktionselemente ist die Beleuchtung, die es gilt energieeffizienter zu gestalten, beispielsweise mit durch LED-Lichttechnik.
Auch bei der Unterkunft und dem Catering ist es wichtig auf lokale Angebote zurückzugreifen, beispielsweise umweltfreundliche Hotels oder das Servieren von lokalen Lebensmitteln. Auch bei Verpackungen oder Behältern sollte auf Wiederverwertbarkeit und das richtige Recycling am Set geachtet werden. Bei Requisiten und Kostümen sollte möglichst wenig neu hergestellt werden. Second-Hand-Nutzung und Ausleihe stellen gute Alternativen dar, vor allem die Mehrfachnutzung sollte hierbei im Vordergrund stehen.
Postproduktion:
Zur Postproduktion gehört alles, was nach dem eigentlichen Dreh passiert, also Schnitt-Bild und Tonbearbeitung und auch die Veröffentlichung. In der Planungsphase sollte schon auf energieeffiziente Technik und digitale Effekte zu Vermeidung von Umweltschäden geachtet werden. Insgesamt begleiten nachhaltige Maßnahmen den gesamten Prozess, einschließlich auch Merchandising, Datenspeicherung und Archivierung.
Außerdem lohnt sich eine abschließende CO2-Bilanz, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren.
Wir sehen: Nachhaltigkeit muss in der Filmindustrie fest in den Produktionsprozess integriert werden – von der Idee über den Dreh bis zur Postproduktion. Die vorgestellt Initiative Green Shooting zeigt, dass ein Wandel möglich ist und es bereits viele Projekte gibt, die versuchen ihre Projekte umweltfreundlich umzusetzen.
Wie wichtig ist euch Nachhaltigkeit in der Filmindustrie? Achtet ihr selbst darauf, ob Filme nachhaltig produziert sind? Und für wie realistisch haltet ihr die Umsetzung? Schreibt gerne eure Meinung in die Kommentare!
Quellenangaben
Berg, K. Nachhaltiger Filmgenuss (23.01.2024). https://www.deutschland.de/de/topic/kultur/nachhaltigkeit-in-der-filmindustrie-green-motion-in-deutschland. (23.04.2025)
Lopera-Mármol, M., & Jiménez-Morales, M. (2021). Green Shooting: Media Sustainability, A New Trend. Sustainability, 13(6), 3001. https://doi.org/10.3390/su13063001
Meilani, M. (2021). Sustainability and eco-friendly movement in movie production. IOP Conference Series: Earth and Environmental Science, 794(1), 012075. https://doi.org/10.1088/1755-1315/794/1/012075
Kluth, L. Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Ein Beispiel aus der Filmindustrie (27.11.2023). https://www.ndr.de/kultur/film/Klimaschutz-und-Nachhaltigkeit-Ein-Beispiel-aus-der-Filmindustrie,klimaschutzfilm100.html. (23.04.2025)
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