Reaktionen in sozialen Medien auf den Gerichtsprozess Johnny Depp vs. Amber Heard


Tübinale Blog Beitrag 2022 über Polarisierung in der Filmbranche

Polarisierung in Kurzfilmen zu thematisieren, dass ist die diesjährige Tübinale-Aufgabe. Gleichzeitig gibt es auch prominente Polarisierungsbeispiele in der Filmbranche. Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Rosenkrieg zwischen Johnny Depp und Amber Heard. Wir fassen zusammen, wie auf Twitter und YouTube auf den aktuell laufenden Gerichtsprozess reagiert wird. 


Aktuell wird in vielen TV-Sendungen, auf YouTube oder Twitter ein Prozess diskutiert. Es handelt sich hierbei um den Fall von Johnny Depp und Amber Heard. In den sozialen Medien wird mithilfe von Hashtags und Kommentaren Stellung bezogen. Allein den Hashtag #JohnnyDeppVsAmberHeard findet man bei über 36.800 Tweets und er taucht auch immer wieder in den Twitter Charts auf, sobald der Gerichtsprozess weitergeht. 

 

Doch wie kam es eigentlich dazu, dass dieser Fall zu einem so großen Medienspektakel geworden ist? Johnny Depp und Amber Heard lernten sich 2009 bei Dreharbeiten zu dem Film „Rum Diary“ kennen. Nach drei Jahren Beziehung heirateten beide 2015. Ein Jahr später reichte Amber Heard jedoch die Scheidung ein. Sie warf Depp häusliche Gewalt vor und erwirkte eine einstweilige Verfügung. Nach dem Vollzug der Scheidung schien alles geregelt und beide einigten sich darauf, zu schweigen, doch 2019 verklagte Depp dann Heard auf Verleumdung, nachdem sie in einem Artikel in der Washington Post behauptete, er habe sie geschlagen. Zudem warf er ihr vor, dass Disney aufgrund dessen nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten wolle. Heard klagte daraufhin Depp an, ebenfalls unter dem Vorwurf der Verleumdung. Außerdem klagte Johnny Depp die Zeitung „The Sun“ an, die dem Schauspieler in einem Artikel auch häusliche Gewalt vorwarf. Doch das Gericht entschied zugunsten der Aussagen von Heard und somit verlor Depp diese Verhandlung. Infolgedessen verlor er dadurch seine Rolle als Gellert Grindelwald in „Fantastische Tierwesen“.  

 

Der aktuelle Prozess findet in Virginia statt und soll sechs Wochen dauern. Bisher wurden einige Zeugen vernommen und Johnny Depp selbst in den Zeugenstand gerufen. Die Befragung von Heard soll noch anstehen. Viele pikante Details sind bisher ans Licht gekommen, die auch in den sozialen Medien aufgegriffen und verarbeitet wurden.  

 

Sucht man nach dem im Eingang erwähnten Hashtag #JohnnyDeppVsAbmerHeard findet man eine überwiegende Mehrheit vor, die Johnny Depp unterstützt. In vielen Tweets sieht man auch #IStandWithJohnnyDepp oder #JusticeForJohnnyDepp. Inhaltlich werden Argumente pro Depp wiederholt und sich über die andere Seite (besonders Heards Anwalt Ben Rottenborn) lustig gemacht. Es wird beklagt, dass die Karriere von Depp unter dem Prozess leiden musste, Heard jedoch bisher alle ihre Rollen fortführen konnte.  

 

Auch der Hashtag #MePoo in Anlehnung an die #MeToo Bewegung entstand aufgrund einer Begebenheit, die Depp im Gericht schilderte: Amber Heard soll nach einem Streit ihr Geschäft im Bett verrichtet haben, auf der Seite, auf der Johnny Depp schläft und es dann auf den Hund geschoben haben. So entstand der Hashtag #AmberTurd. Weiter verkünden viele in den Tweets den Boykott von „Aquaman 2“, indem Amber Heard eine der Hauptrollen spielt, sowie den Boykott eines neuen „Fluch der Karibik“-Teils ohne Johnny Depp.  

 

Sucht man nach Hashtags und Tweets die pro Heard sind, findet man auch einige Tweets, die die Schauspielerin unterstützen und das Verhalten von Depp während des Prozesses ablehnen. Doch #IStandWithAmberHeard wird gelegentlich auch von der Gegenseite genutzt, um Heard in schlechtes Licht zu rücken. 

 

Auffällig ist auch, dass Nutzer:innen zusätzlich zu ihren Tweets Memes posten, um sich über Inhalte des Prozesses lustig zu machen. Oft steckt hinter Memes der Gedanke, Ereignisse mit Humor und/oder Sarkasmus aufzugreifen. Hinzu kommt, dass Memes häufig imitierten und variieren, wie Michael Johann und Lars Bülow in ihrem Artikel über die Verbreitung von Memes ebendiese versuchen zu definieren. Viele Memes entstanden schon vor dem Prozess, in dem Zeitraum, in dem Depp seine Rollen als Captain Jack Sparrow und Grindelwald aufgrund der Anschuldigungen verloren hatte. Zusätzlich wird in den aktuellen Memes zum Prozess auch die Gewalt, die Frauen auf ihre Männer ausüben, aufgegriffen und thematisiert. 

 

Auf YouTube findet man unzählige Videos zum Prozess. Die Inhalte sind teilweise sachlich, teilweise humoristisch: es gibt Zusammenstellungen mit lustigen Momenten aus dem Gerichtssaal, die Körpersprache wird in Reaction-Videos analysiert, bestimmte Anklagepunkte werden wiederholt und natürlich die Frage gestellt, wer denn nun Recht hat bzw. im Recht ist. Das Gericht wird in den nächsten Wochen diese Frage selbst zu klären versuchen.  Schaut man sich allerdings die Kommentare unter den Videos an, bekommt man den Eindruck, dass die Internetgemeinde bereits eine eindeutige Antwort auf diese Frage gefunden hat, denn dort wird eindeutig mit Johnny Depp sympathisiert. 

 

Während der Prozess noch andauert, werden wohl die Tweets, YouTube Videos und andere Beträge in sozialen Medien darüber nicht abreißen, denn „Plattformen, Portale und soziale Medien bestimmen unsere Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit medialen Inhalten im Internet maßgeblich mit“, wie Tim Glaser in einem Artikel für das Kieler e-Journal für Comicforschung schreibt. Auch durch die schnelle Verbreitung, die beispielsweise Memes in sozialen Medien aufweisen, wird der Prozess weiterhin online diskutiert werden und in Form von Kommentaren, Tweets,  Memes und Postings medial verarbeitet werden. 

 

Quellen

  • Herr Anwalt: Jonny Depp vs. Amber Heard Prozess erklärt. 24.04.2022. Auf: YouTube. URL: https://www.youtube.com/watch?v=xBW_wpXzqhY (Zugriff: 29.04.2022).  
  • Schwebel, Luisa: Jonny Depp und Amber Heard. Gewalt, Manipulation und Fäkalien: Die bisher wichtigsten Aussagen im Prozess. 26.04.2022. In: Stern. URL: https://www.stern.de/lifestyle/leute/johnny-depp-und-amber-heard--die-bisher-wichtigsten-aussagen-im-prozess-31805236.html (Zugriff: 29.04.2022). 
  • Glaser, Tim. “oh no – this comic is literally me: Webcomics im Zeitalter ihrer memetischen Rezeption”. In: Closure. Kieler e-Journal zur Comicforschung 4.5 (2018), S. 118-133. URL: https://www.academia.edu/40075719/oh_no_this_comic_is_literally_me_Webcomics_im_Zeitalter_ihrer_memetischen_Rezeption (Zugriff: 29.04.2022). 
  • Johann, M., & Bülow, L. (2018). Die Verbreitung von Internet-Memes: empirische Befunde zur Diffusion von BildSprache-Texten in den sozialen Medien. kommunikation @ gesellschaft, 19, 1-24. URL: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-56037-8 (Zugriff: 29.04.2022).